Selbstironie

 

Hymne an mich selbst

Ironisches Gedicht zum Thema Eigenlob

 

Ich hasse es, wenn andre mit mir schelten,

ich hasse den, der mich so kritisiert.

Mein Geist und seiner, das sind andre Welten,

ich zeig den Vogel jenem andern ungeniert.

 

Wie kann der Kritiker gering mein Werk nur schätzen,

wenn er erkennen kann nicht mein Genie.

Bei soviel Oberflächlichkeit packt mich Entsetzen,

und ich kann kontern nur mit  bittrer Ironie.

 

Ich bin die Größte unter Gottes Sonne.

In meinen Worten steckt doch so viel Wahres.

Mein Werk zu lesen, das bereitet jedem Wonne.

Es ist so grandios, einfach was Wunderbares.

 

Ich bin ein Engel, nein, ein Gott der Worte.

Zu sein wie ich, ist eines Jeden Traum.

Ich tu dem auf, der klopft an meine Pforte,

doch dass er eintritt, ja das glaub ich kaum.

 

Er ist geblendet von dem hohen Wissen,

er muss sich beugen meinem Genius,

mir vor Bewunderung die Füße küssen,

denn mich zu kennen ist ein Hochgenuss.

 

Ich bin von mir schon selber ganz geblendet

und ich versteh nicht Eure Reaktion.

Wieso habt Ihr Euch von mir abgewendet?

Ach ja – Undank, das ist der Welten Lohn.

 

Arthrose

Es ist eine böse Chose,

leidet man unter Arthrose.

Schmerzen in den Kniegelenken

lassen an nichts andres denken.

 

Alles tut gewaltig weh,

von den Fingern bis zum Zeh.

Würd´ mich sportlich gern bewegen,

denn Bewegung bringt ja Segen!

 

Doch kaum lauf ich auf dem Band,

hab ich sehr schnell schon erkannt,

Hüfte abwärts wird es schwer,

nach 10 Minuten geht nichts mehr.

 

Schnell schluck ich Ibuprofen,

reib mich ein mit Voltaren,

leg gemütlich mich ins Kissen.

Ach das Leben ist be-scheiden!

Kaufrausch

 

Ich fass’ es nicht, wie kann das sein,

bin ich denn so ein armes Schwein?

Ich könnte mir die Haare raufen,

denn ich möcht’ alles Neue kaufen.

 

Marie, die hat ein neues Kleid.

Mein Kleiderschrank sagt: Es wird Zeit,

dir etwas Neues anzuschaffen,

damit die Nachbarn neidvoll gaffen.

 

Die neue Hose von Elvira,

die ist ganz sicher aus Trevira.

Ich brauch dieselbe, muss gleich laufen

und mir so eine Hose kaufen.

 

Die neuen Schuhe von Nadin,

von denen bin ich weg und hin,

denn alle werden mich beneiden,

wie gut mich diese Schuhe kleiden.

 

Ein neues Handy ist am Markt.

Ich kriege fast schon ´nen Infarkt,

nenn ich das Teil nicht bald mein Eigen

und kann es meinen Freunden zeigen.

 

Als ich am Automaten warte,

da ist gesperrt plötzlich die Karte.

Wo ist, um alles in der Welt,

denn plötzlich hin mein schönes Geld?

 

Warum nur, können denn die Meisten,

sich lauter schöne Dinge leisten?

Jetzt leiste ich, oh welch Erfahrung,

zu guter Letzt die Offenbarung.


Alltagsstress

 

Wieso tu ich mir das an

morgens aufzustehen?

Weil ich nicht mehr schlafen kann?

Oder muss ich sehen,

 

was für Emails ich bekommen,

oder weil ich schaffen muss?

Ich bin doch noch ganz benommen,

chatten bis zum Überdruss,

 

musste ich die halbe Nacht.

Meine Augen brennen noch,

trotzdem bin ich aufgewacht,

starken Kaffe schnell gekocht.

 

Zwei-drei Spritzer ins Gesicht,

kaltes Wasser macht mich munter,

schnell noch schreiben ein Gedicht,

würg ein Knäckebrot hinunter.

 

Und zum Abschied noch ein Wörtchen,

zieh dabei den Mantel an,

da muss ich noch mal aufs Örtchen,

weil ich’s nicht mehr halten kann.

 

Sitz ich endlich dann im Wagen,

weiß ich, dass ich was vergess.

Muss umsonst mein Hirn befragen,

ist ganz leer vom Morgenstress.

 

So kann es nicht weiter gehen,

Arbeit bringt mich noch mal um.

Kann mich keiner denn verstehen?

Langsam wird mir das zu dumm.

 

Lieber bleib ich morgens liegen.

Schlafe mich mal richtig aus.

Solln die andern sich verbiegen,

ich verlasse nicht mein Haus.

 

Schließlich muss ich wieder chatten,

denn mein Hobby ist mir wichtig.

Sagt mir, bin ich noch zu retten?

Bin im Kopf ich noch ganz richtig?

 

Wie konnt ich nur damals leben,

als es gab kein Internet?

Geldverdienen war mein Streben

und die Liebeslust im Bett.

 

Dran will ich mich nicht erinnern,

das ist tausend Jahre her.

Gehör ich jetzt auch zu den Spinnern,

Kopf und Portemonnaie sind leer.

 

Mein Computer ist mein Leben,

ich hab keine Freunde mehr,

wer kann mir die Liebe geben?

Upps, mein Ehebett ist leer.

Money, Money, Money

 

Hab einen Monetenkacker

mir im Keller aufgestellt,

er scheißt nun mit viel Geklacker

auf  ’nen Knopfdruck Münzengeld.

 

Immer wenn ich traurig werde,

steige ich hinab die Leiter,

zähle Geld unter der Erde,

werde danach wieder heiter.

 

Freundlich glänzen große Haufen,

von den kleinen Silberlingen,

könnt’ die ganze Welt mir kaufen,

freuen mich an schönen Dingen.

 

Geh ich wieder in mein Zimmer,

fühle ich mich so allein,

möcht’ dort unten bleiben immer,

könnte doch so glücklich sein.

 

Wofür brauch ich die Moneten,

wozu horte ich das Moos? ,

denke ich jetzt ganz betreten,

was fehlt mir im Leben bloß?

 

Hör nicht, wie die Vögel singen,

seh nicht, wie die Sonne lacht.

Glaube, dass von allen Dingen

Geld allein nicht glücklich macht.

 

Der Hausgeist

 

Wenn ich meinen Mann nicht hätte,

käme ich nicht mehr zum Dichten

und auch nicht zur Zigarette,

müsst’ nur Hausarbeit verrichten.

 

Ständig ist der Mann am Putzen.

Schlägt er seine Augen auf,

grübelt er, wie kann er nutzen,

sinnvoll seinen Tageslauf.

 

Ständig macht er sich Gedanken:

Was kommt mittags auf den Tisch,

wann das Auto muss zum Tanken,

sind die Lebensmittel frisch?

 

Wischt den Staub auf Tisch und Stühlen,

packt schnell ein die leeren Flaschen,

wird auch das Geschirr noch spülen,

füllt die Wäsche ein zum Waschen.

 

Mittag schnippelt er Gemüse,

schüttelt auf das Ehebett,

putzt und wienert die Kombüse –

wenn ich meinen Mann nicht hätt’!

 

Glaubt Ihr, Kinder, die Geschichte

wär’ zu schön, um wahr zu sein.

Leider sind das nur Gerüchte,

so ein Hausgeist wäre fein.

 

 

Der Raucher

 

Am Morgen eine Zigarette,

die brauche ich zur Kaffeezeit.

Kaum steige ich aus meinem Bette,

da sagt mein „Zieps“, es ist soweit.

 

Komm du geliebter Glimmstengel mein,

dich kosen meine Lippen,

zieh deinen Rauch tief in mich ein,

ohn´ dich würd´ ich ausflippen.

 

Ein Mittagsmahl ohne Gequalme,

das will mein Chef – der ist verrückt,

der bringt mich dauernd auf die Palme,

denn nur mein Stengel mich beglückt.

 

Ich kann mich gar nicht konzentrieren,

hüllt mich nicht eine Wolke ein.

Kann kein ernstes Gespräch mehr führen,

ein Zittern geht durch mein Gebein.

 

Sitz ich dann in der Abendsonne

vor meinem Haus und les die „Bild“.

Dann greif ich sogleich voller Wonne

zum Stengel, denn der stimmt mich mild.

 

Der Krankenbeitrag wird so teuer,

weil keiner bald mehr rauchen darf,

denn dadurch fehlt die Tabaksteuer,

auf die der Staat ja auch ganz scharf.

 

Was sind denn das nur für Geschichten?

Der Kassenbeitrag müsste sinken,

wenn wir aufs Rauchen ganz verzichten.

Dummheit kann auch zum Himmel stinken.

 

Die Herrn Politiker, die schwätzen

und widersprechen sich sodann.

Soll´n gegen Raucher sie ruhig hetzen,

ich zünd mir meinen Stengel an.

 

 

Diät

 

Du bist zu dick, sagt mir mein Mann,

ich muss dich schon umrunden.

Schau dich doch mal im Spiegel an,

die Taille ist verschwunden.

 

Ich bin schon etwas korpulent,

ich weiß das selbst am besten.

Er mir ein paar Diäten nennt,

die soll ich schnellstens testen.

 

Ich fange an mit Nulldiät,

drei Tage kann ich fasten,

doch weil es mir dann schrecklich geht,

steh ich am Futterkasten.

 

So kann es doch nicht weitergeh’n,

das seh’ ich selber ein.

Ich finde mich nicht wirklich schön,

ganz schlank möchte ich sein.

 

Die Nudeldiät fang ich an,

vier Tage gibt es Pasta.

Ich kann an Nudeln nicht mehr ran,

ich weigere mich – basta!

 

Die Markert-Diät hol ich mir,

das Pulver gibt´s in Dosen.

Zwei Wochen lang ich nur noch frier’,

auch das ging in die Hosen.

 

Weight Watchers heißt das Zauberwort,

ich zähle nur noch Punkte.

Zehn Pfunde schmelzen endlich fort,

ich freu’ mich, dass das funkte.

 

Jetzt hab ich endlich abgespeckt,

kann wieder alles essen.

Da trifft mich der „Jojo-Effekt“,

Diät kann man vergessen.

 

Nun weiß ich endlich ganz genau,

Diäten sind „blabla“.

Aus Fehlern wurde ich jetzt schlau,

es hilft nur F.d.H. !

 

Ladehemmung

 

Ich sitze hier – sinniere,

was ich Dir schreiben könnt,

doch auf dem Schreibpapiere

liegt nur mein Stift und pennt.

 

Ich möcht’ Dir so viel sagen,

doch fällt es mir so schwer.

Hab sicher auch noch Fragen,

doch mein Kopf, der ist leer.

 

Wollt ein Gedicht Dir schreiben,

mir fällt kein Titel ein,

drum lasse ich es bleiben.

Es muss ja heut nicht sein.

 

 

Schreibblockade

 

 

Ob Biene oder Stachelschwein –

mir fällt zum Dichten nichts mehr ein.

Wo nehm’ ich nur ein Thema her?

Verzweiflung, denn mein Kopf ist leer.

 

Schreib über Gott ich und Gewalt,

Liebe, Hass, Fluss oder  auch Wald?

Menschen, Hunde, Vögel, Pferde,

Weltall, Sonne, Mond und Erde?

 

Schreib ich von Krieg oder von Frieden,

Urlaub im sonnig-warmen Süden?

Von Einkaufswahn, Gesundheitskasse,

wie meinen Weihnachtsspeck ich hasse?

 

Von Stoiber, Beckstein oder Merkel,

vielleicht vom rosa Mediaferkel?

Kein Thema, was ich nicht besungen,

was nicht vor Wochen schon gelungen.

 

Ich möchte mich nicht wiederholen,

hätt eigne Themen nur gestohlen.

Wann endet meine Schreibblockade?

Vielleicht war’s dies Gedicht gerade?

 

Schlaflose Nacht

 

Ich wälz’ mich unruhig hin und her,

muss des nachts mich quälen.

Es hilft mir überhaupt nichts mehr,

nicht mal Schafe zählen.

 

Auf den Wecker schaue ich,

alle halben Stunden.

Hab fünf Uhr, wie fürchterlich

noch keinen Schlaf gefunden.

 

Es juckt das Bein, der Kopf, die Hand,

ich kratze mir die Nase.

Das bringt mich noch um den Verstand,

nun drückt mich auch die Blase.

 

Du schnarchst so friedlich neben mir,

möcht’ Dich am liebsten beißen.

Ich weiß ja, Du kannst nichts dafür,

nun muss ich auch noch sch…

Ordnung muss sein

 

Wisst Ihr, dass ich gern sortiere,

denn ich bin Perfektionist.

Akten, Bürokram, Papiere,

alles, was sortierbar ist.

 

Wenn Ihr sagt: Die ist wohl irre?,

ist mir das schon fast egal.

Unordnung macht mich ganz kirre,

nichts zu finden ist fatal.

 

Doch ich sag mir: Meine Kleine,

eins musst du noch ausprobieren.

Es gibt so gewisse Scheine,

die es lohnt, sie zu sortieren.

 

Doch, die geh´n, kaum aus dem Druck,

weit hinaus dann in die Welt.

Mir bleibt leider nicht genug

zum Sortieren von dem Geld.

Hunger

 

Ich möchte wissen, was mir fehlt,

warum der Hunger mich so quält.

Erwache ich am frühen Morgen,

muss gleich das Frühstück mir besorgen.

 

Hab ich gegessen, muss ich ruhn,

bin viel zu satt, um was zu tun.

Wenn ich dann wiederum erwache,

sofort das Mittagessen mache.

 

Hab ich gegessen, werd’ ich müd’.

Oje, es ist das alte Lied.

Ich leg mich wiederum ins Bett,

träum, dass ich was zu essen hätt’.

 

Bin ich erwacht, dann ess ich gleich

mein Abendbrot, deftig und reich.

Hab ich es hinter mich gebracht,

leg ich ins Bett mich gleich zur Nacht.

 

Die lange Nacht ist eine Qual,

ich denke nur ans Morgenmahl.

So geht es täglich, Jahr für Jahr,

ach essen ist so wunderbar!

 

Werd’ ich auch langsam kugelrund

und wiege fast zweihundert Pfund,

ich kann trotzdem nichts andres tun,

als essen und dann auszuruh’n.

Kontraproduktiv

 

Geistige Arbeit, das weiß jeder,

dazu braucht Ruhe man und Zeit

und auch eine gespitzte Feder.

Dann ist zum Dichten man bereit.

 

Man denkt viel nach, grübelt, sinniert,

hat auch die erste Zeile schon.

Der Geist ist total konzentriert,

da klingelt doch das Telefon.

 

Man ist sofort herausgerissen

aus der Idee, das ist gemein.

Zum Telefon eilt man beflissen,

es könnte vielleicht wichtig sein.

 

Es ist die Freundin, die Sabine,

erzählt was von den neuen Schuh´n,

hat lange Weile, diese Trine

und heute scheinbar nichts zu tun.

 

Kaum habe ich sie abgewimmelt

Und die Gedanken neu sortiert,

es Sturm an meiner Haustür bimmelt.

Ein Brief ist an mich adressiert.

 

Ich glaube nicht, was ich da lese,

deswegen wurd´ ich unterbrochen,

es ist nur so ein Werbungskäse.

Ich schmeiß´ ihn weg und bin am Kochen.

 

Noch einmal will ich es versuchen,

zu schreiben nun an dem Gedicht,

da kommt mein Enkel mich besuchen.

So schaffe ich es wieder nicht.

 

Ich hab es endlich eingesehen,

der Tag ist heute wie verhext.

Wenn abends alle schlafen gehen,

dann schreibe ich an meinem Text.

 

Zahnlos

 

Es ist ein Kreuz, kann man nicht kauen.

Wie soll man´s Essen da verdauen?

 

Wenn überall die Zähne fehlen,

kann sie an einer Hand abzählen.

 

Der Zahnarzt hat gezogen acht,

scheinbar, weil ihm das Freude macht.

 

Doch ich kann jetzt fast nichts mehr beißen,

muss alles mit der „Felge“ reißen.

 

Sechs Woche dauert mein Gebiss,

bis es dann endlich fertig is´.

 

Muss mich drum in mein Schicksal fügen

und nur mit Babybrei begnügen.

 

Ein gutes hat die ganze Chose,

jetzt passt mir endlich meine Hose.

 

 

Das Wannenbad

 

Oh wie ist ein Vollbad schön!

Tauche in das warme Nass,

müsstet mich mal planschen sehn,

glaubt, das ist ein riesen Spass.

 

In den wohlig-warmen Fluten

rekle ich mich ausgestreckt,

tauche zwei bis drei Minuten,

hab es mit der Uhr gecheckt.

 

Himmlisch glitzert Schaumes Krone,

zieh den Duft tief in mich ein,

rekle mich noch mal zum Lohne

und dann seife ich mein Bein.

 

Wie ich es so einmassiere

von der Sohle bis zur Lende,

Wollust ich nur noch verspüre,

komme lange nicht zum Ende.

 

Wird die Haut auch langsam runz’lich,

bleib ich, bis das Wasser lau.

Blakt auch schon die Kerze funz’lich

und die Lippen werden blau.

 

Nun muss ich mich abfrottieren,

hach, wie ist das wieder geil.

In der Dusche das probieren,

wär’ das ganze Gegenteil.

 

Denn dort steht man sehr beengt,

kann beim Brausen sich kaum rühren,

zwischen Scheiben eingezwängt,

öffnet man sie, muss man frieren.

 

Meine Wanne liebe ich,

ganz im Gegensatz zur Brause,

die ist wirklich nichts für mich,

so was brauch ich nicht zu Hause.

 

Spieglein, Spieglein an der Wand

 

Ich bin so hübsch, so wunderschön,

bin wirklich prächtig anzusehn.

Hab die Figur von Heidi Klum,

nach mir dreht jeder sich gern um.

 

Ich bin so sportlich, elegant,

so witzig, klug und auch charmant.

Ich bilde mir schon selber ein,

jeder würd’ gern wie ich so sein.

 

Doch wenn ich in den Spiegel schau,

dann wird mir plötzlich doch ganz flau.

Bin ich die Schönste weit und breit?

Der Spiegel sagt: Es tut mir leid.

 

Ich zeig dir, wie du wirklich bist

und was die reine Wahrheit ist.

Ich schaue hin und seh mit Graus,

ich seh wie tausend andre aus.

Stromausfall

 

Ich erwache um halb acht,

ziemlich kurz war meine Nacht.

Hatte einen blöden Traum,

doch was dann kommt, glaub ich kaum.

 

Es ist finster in dem Zimmer,

denn vom Wecker kommt kein Schimmer.

Knipse an der Nachttischleuchte,

weil ein bisschen Licht ich bräuchte.

 

Doch es tut sich nichts dergleichen,

das ist gar kein gutes Zeichen.

Hab den Fehler gleich gefunden –

doch der Rollladen bleibt unten.

 

Taste mich nun in die Küche,

freu mich auf die Wohlgerüche,

lieb den Kaffee voll Aroma,

die Maschine liegt im Koma.

 

Auch der Kühlschrank und der Herd,

sind stromlos rein gar nichts wert.

Weder Radio noch TV,

dumm ich  aus der Wäsche schau.

 

Arbeit schwänzen ist Blamage,

wie komm ich in die Garage?

Ich steh fluchend nun davor,

doch es hebt sich nicht das Tor.

 

Ja, die Technik dieser Welt

nur der Strom zusammenhält.

Ohne sind wir aufgeschmissen

und das Leben ist besch…

 

Aufregen oder dumm bleiben

 

Ich bin wirklich int’ressiert,

was so in der Welt passiert,

drum stell ich das Radio an,

damit ich was erfahren kann.

 

Ich bin furchtbar drauf erpicht –

Doch da kommt ein Kriegsbericht,

nur von Mord, Gewalt und Tod,

von Verzweiflung, Hunger, Not.

 

In Afghanistan ein Beben

fordert hundert Menschenleben.

Diebstahl von ’nem Geldtransport,

hier ganz nah bei unserm Ort.

 

Jetzt ein paar Gedankensplitter,

zu dem heftigen Gewitter.

Es wurde ein Tornado draus. –

Jetzt schalte ich das Radio aus.

 

Warum mich nur int’ressiert,

was so in der Welt passiert?

Informieren ist ein Segen,

müsste man sich nicht erregen.

 

Quintessenz:

 

-         Informiert sein wollen

-         Nachrichten hören

-         Aufregen

-         Nerven schonen

-         Keine Nachrichten hören

-         Dumm bleiben

-         Informiert sein wollen

-         Nachrichten hören

-         Aufregen

 

Teufelskreis

Danach

 

Ich weiß, es geht dem Ende zu,

bald finde ich die letzte Ruh.

Mein Körper wird schon ziemlich schwach,

jetzt sorg’ ich erstmal für danach.

 

Ich räume meine Schränke leer,

das meiste brauche ich nicht mehr.

Es sammelte sich so viel an,

was ich doch nicht mit nehmen kann.

 

Nun schreib’ ich noch an die Verwandten,

Freunde, Kollegen und Bekannten.

Leg hin das Geld und Anweisung

für Grabstein und Beerdigung.

 

Nun lösche ich noch Gas und Licht,

denn das brauch ich zum Sterben nicht.

Das Testament noch für die Erben

und jetzt kann ich beruhigt sterben.

 

Jetzt sitze ich auf Wolke acht

und schaue, was die Meute macht.

Gebärden sich wie Kannibalen

aus Angst, sie müssten etwas zahlen.

 

Nicht einer eine Träne weint,

ein großer Rausch hat sie vereint.

Sie suchen wühlend wie die Tollen,

weil sie zu kurz nicht kommen wollen.

 

Und ist die Beute aufgeteilt,

man grußlos auseinander eilt.

Ja, aus den Augen – aus dem Sinn!

Ein Glück, dass ich gestorben bin.

Ich werd’ alt

 

Mit den Jahren wird man reifer,

doch die Knochen werden steifer.

Geistig ist man zwar noch rege,

doch der Körper wird nun träge,

und die Luft wird auch schon knapp.

Ja, ich glaub’, es geht bergab.

 

Muss zum Putzen ich mich bücken,

sticht ganz heftig mir der Rücken.

Höre ich paar laute Töne,

kriegt mein Kopf sogleich Migräne.

Häng die Wäsche an die Leine,

schmerzen mir ganz schlimm die Beine.

 

Möcht’ nur noch zu Hause bleiben,

dichten und Geschichten schreiben,

liegen auf dem Kanapee,

denn dort tut mir gar nichts weh.

Höre gerne auch Musik,

leider wird ich langsam dick.

 

Manche sagen: treib doch Sport,

doch das ist für mich nur Mord.

Früher ging ich gerne schwimmen

und so manchen Berg erklimmen,

Gymnastik, Joggen, Turnverein,

schwang zum Tanzen gern das Bein,

 

spielte Tennis und fuhr Rad.

Heute spiel ich lieber Skat,

lese viel und sehe fern,

ein Glas Rotwein trink ich gern,

spaziere mit dem Hund im Wald.

Ja, ich glaub’, ich werde alt.

 

 

Telefonverkäufer

 

 

 

 

Guten Morgen, lieber Herr,

ich hätte gern den Inhaber.

Ihre Chefin ist Frau Frank?

Gut, ich warte, vielen Dank.

 

Guten Morgen, liebe Frau.

Sie kennen mich noch nicht, genau.

Ich bin hier vom Press Labor,

stelle dies Ihnen jetzt vor.

 

Wir sind Partner vom Grossisten,

haben immer neue Listen

mit den Waren und Aktionen,

die sich heut zum Kaufe lohnen.

 

Beispiel: jetzt zur Weihnachtszeit

stehen Bäumchen hier bereit,

Christbaumschmuck, und für Silvester

Feuerwerk, nur unser bester.

 

Eine Damenuhr mit Bändern,

die man kann zur Kleidung ändern.

Die kleinste Kamera der Welt –

All dies für nur wenig Geld.

 

Gute Ware, kleiner Preis,

echt, ich schwätze keinen Sch...

Und gratis hundert Feuerzeuge,

ja das alles gibt´s nur heute.

 

Ach, Sie haben kein Int´resse?

Ja, ich halt ja schon die Fresse!

Die dumme Kuh hab ich gestört.

Ich hoff´, sie hat das nicht gehört.

 

Schnell die Nummer, nächster Kunde.

Was ist da noch eine Stunde?

Piep, piep, piep, es ist ein Kummer –

Keiner da, die nächste Nummer.

 

Guten Tag, lieber Herr Rieder.

Keine Zeit? Ich meld´ mich wieder.

Gott, lass die Zeit doch langsam laufen,

ich muss heut noch etwas verkaufen.

 

An der Umsatztafel vorn,

steht noch nichts, mein Chef kriegt Zorn.

Hallo, hallo, Frau von Zieten,

ich hab heute was zu bieten.

 

Ach, Sie brauchen Batterien?

Feuerzeuge mit Benzin?

Und auch noch die Haribo?

Gute Frau, bin ich so froh!

 

Haben Sie auch sonst noch Fragen?

Sie kriegen´s in den nächsten Tagen.

Die Bestellung ist oke.

Und mein Kopf, der tut mir weh.

 

Also weiter, ohne Klage,

denn es ist noch früh am Tage.

Hundertachtzig mal das Spiel,

sonst erreicht man nicht das Ziel.

 

Eins kann mich jetzt nur noch retten:

meine Aspirintabletten.

Zwei, drei Stück schnell eingepfiffen

und zum Telefon gegriffen.

 

Diese Nummer ist besetzt.

Wie der Uhrzeiger dort hetzt!

Diesmal war’s nur der AB.

Keiner da, o weh, o weh.

 

Der nächste Kunde lässt mich warten,

doch dann nimmt er Glückwunschkarten.

Sie brauchen Taschen, lieb´ Frau Jung,

für die Filmentwickelung?

 

Alles klar, die Ware kommt.

Sie wissen ja, wir liefern prompt.

Langsam steigt mein Umsatz doch,

zwei, drei Stunden bleiben noch.

 

Neukunden heißt die Devise,

eine Stunde nun Akquise.

Von den meisten, die ich frage

krieg ich sofort die Absage.

 

Verkaufen wollen Sie mir was?

Bitte sparen Sie sich das.

Sie brauchen mir nichts zu erzählen

und mir meine Zeit zu stehlen.

 

Und schon hör ich piep, piep, piep.

Komme mir vor, wie ein Dieb.

Gleich den Nächsten akquirieren,

vielleicht lässt dieser sich verführen.

 

Fünfzig Mann in einer Stunde,

davon wird nur einer Kunde.

Sein Interesse ist geweckt

und ich schick ihm ein Prospekt.

 

Wenn der Abend dann heran,

ich es doch kaum glauben kann.

Sieht ja ganz manierlich aus.

Und geschafft fahr ich nach Haus.

 

Meine Nerven liegen blank.

Feierabend. Gott sei Dank.

Schnell ins Bett, jetzt schlaf ich bloß.

Morgen geht’s von vorne los.

 

 

DIN-Figur

 

Ich glaube fast, so ergonomisch,

da bin ich wohl nicht ganz in Form.

Man presst die Körper, das ist komisch

figurenmäßig in die Norm.

 

Schmale Schultern, schlanke Taille,

pralle Busen, schmaler Fuß,

eine Haut, fast wie Emaille,

anzusehen ein Genuss.

 

Ich hab keine langen Beine

und mein Po ist auch nicht straff.

Mit dem Körper, ja ich meine,

fall ich durch den TÜV ganz schlaff.

 

Soll ich mir das Fett absaugen?

Joggen bis zum geht nicht mehr?

Essen nur noch mit den Augen,

dass der Magen bleibt schön leer?

 

Wenn auf Bildern ich betrachte,

was man uns zum Vorbild macht,

sage ich mir doch ganz sachte:

Wenn das Pflicht wird – gute Nacht!

 

Gourmet

 

Ob Krabben, Austern, ob Garnelen –

Was soll ich aus der Karte wählen?

Versprochen wird hier Hochgenuss,

e i n m a l  probieren ist ein Muss!

 

Auf dieser Karte stehn, oh Schrecken,

Froschschenkel auch und Weinbergschnecken.

Die Muscheln gibt es mit Zitrone.

Wie schön, es gibt auch Minestrone.

 

Der Gastgeber bringt einen Toast,

wünscht Appetit und sagt dann Prost.

Ich kann mich leider nicht entscheiden

und möchte den Fauxpas vermeiden.

 

Drum schleiche ich mich in die Küche,

aus dieser strömen Wohlgerüche.

Da stehen Töpfe, Schüsseln, Kannen,

auch Bräter, Becher, Riesenpfannen.

 

Auf einem Tisch seh ich Langusten,

die wohl ihr Leben lassen mussten.

Doch ach, ich könnt mich glatt erregen,

sie fangen an, sich zu bewegen.

 

Ein dicker Koch greift kurz hinein,

wirft sie in heißes Wasser rein.

Sie zucken kurz und werden rot.

Ich glaub, sie schrei´n, dann sind sie tot.

 

W o z u? Das kann ich nicht versteh’n

und will nur noch nach Hause geh´n.

Ich weiß jetzt, wenn ich so was seh:

Ich werde niemals ein G o u r m e t.

 



Der spinnt

 

Der Kerl, der spinnt, das sag ich dir,

auch wenn ich mich jetzt schön blamier.

Ich geh so gern mit ihm spazieren,

er lässt sich nur nicht gerne führen.

 

Will ich nach rechts, will er gradaus –

Ach ja, dort läuft ´ne fesche Maus.

Will ich gradaus, will er nach links,

für ihn ist´s klar, jedoch mir stinkt´s.

 

Wenn ich mal schneller gehen will,

dann bleibt er plötzlich stehn ganz still.

Ich sag dir ja, der spinnt ganz schön,

ob ich mich jemals dran gewöhn?

 

Ich lieb ihn ja und er mich auch,

er kuschelt gern an meinem Bauch.

Bin ich verstimmt, dann  ist er da,

schon weiß ich nicht mehr, wie ´s geschah.

 

Fahr ich ihm zärtlich durch das Haar,

dann findet er das wunderbar,

will mit mir schmusen und mich küssen –

ja, dieser Kerl, der ist gerissen.

 

Dann schaut er mich nur an ganz treu,

doch ich hab ein Problem dabei.

Ich bin gewiss ja nicht sehr prüde –

Doch bin ich Frau – und er ein Rüde.


Osterkater

 

Alles grünt, gedeiht und blüht,

wenn ich aus dem Fenster seh.

Vögel singen laut ihr Lied

und ich koch mir Magentee.

 

Bienen fliegen mit Gebrumm,

Katzen rollen sich im Gras.

Mir zieht es den Magen krumm

und der Tee dampft heiß im Glas.

 

Kinder schau’n nach Osternestern,

süß lockt mich ein Hefezopf.

Ich denk an den Wein von gestern

und mir brummt der Katerkopf.

Keine Geschenke mehr

 

Vier  Monate sind nun vorbei

Und jetzt beginnt das Einerlei.

Weihnacht und Ostern sind verstrichen

Und auch der Winter ist gewichen.

 

Wenn ich an den Geburtstag denke,

da gab es zwar genug Geschenke,

doch jetzt, so werde ich mit Grau´n,

achte Monde in den Mont wohl schau´n.

 

Es liegen vor mir keine Feste,

drum kommen zu mir keine Gäste

und kein Geschenk, das mich beglückt,

die Aufteilung macht mich verrückt.

 

Weil alles aufeinanderfällt –

Wer hat das Jahr nur so bestellt?

Das Brett vorm Kopf

 

Ein Brett, das ist oft gar nicht schlecht,
da braucht man nicht zu jammern,
denn beim Ertrinken kommt´s grad recht,
kann fest mich daran klammern.

Seh ich nicht viel, dann ist´s mir gleich,
dran will ich mich nicht stören..
Bin doch an Sinnen ziemlich reich,
kann riechen und kann hören.

Und ist´s um mich herum mal still,
leg ich das Brett kurz nieder,
dann seh ich, was ich sehen will
und dann benutz ich ´s wieder.

 

 

Urlaubsstress

 

Langsam muss ich Koffer packen,

denn der Urlaub ist nicht weit.

Hosen, Schuhe, Hemden, Jacken,

Strümpfe liegen schon bereit.

 

Kleider, Socken, T-Shirts, Hüte,

Koffer wird nun langsam voll.

Was fehlt noch? Du meine Güte,

fast vergaß ich was, na toll!

 

Handtuch, Shampoo, Lappen, Seife,

Zahnbürste, Make Up und Kamm,

Lippenstift, Parfüm und Schleife,

Badeschuh, Bikini, Schwamm.

 

Nähzeug, Lesebrille, Bücher,

Koffer wird nun langsam schwer,

Korkenzieher, Taschentücher,

Rätselzeitung, Nessessär.

 

Sonnencreme, Sonnenbrille,

Lidschatten und Nagellack,

Notebook, Pfefferminzpastille,

Wäscheleine, Klammersack.

 

Grillanzünder, Schweinenacken,

Kohle, Zange, Pfeffer, Salz.

Muss auch noch den Grill einpacken,

Zwiebeln, Toastbrot, Öl und Schmalz.

 

Regenschirm für Dauerregen,

Handy, Ausweis, Schlüssel, Geld.

Stiefel, wenn viel Matsch auf Wegen,

Handschuh, Schal, wenn Schnee mal fällt.

 

Pillen, Rollis, Tabakdose,

Wecker, Schreibzeug, Klopapier,

Turnzeug, Nachthemd, Jogginghose,

einen Kasten Weizenbier.

 

Habe ich noch was vergessen?

Sicher bin ich mir da nie.

Für die Hinfahrt was zu essen,

geht auch  ´s Auto in die Knie.

 

Ja, den Urlaub muss ich planen,

weil ich gern mal was vergess´.

Und ich stehe, Ihr könnt ´s ahnen,

permanent im Urlaubsstress.

 


Rückkehr aus dem Urlaub

 

So gut erholt und braun gebrannt

kehrt ich nach Hause wieder,

Zwei Wochen war´n ´s in fernem Land,

exotisch Tanz und Lieder.

 

Der Körper ist noch aufgeheizt,

Gedanken noch im Süden.

Die Gegend hat mich stets gereizt,

ich bin nicht von den „Prüden“.

 

Gar lustig ist ´s in jenem Land,

so lau flittert die Nacht,

nahm alles mit, was ich auch fand

und hab es mitgebracht.

 

Doch nun steh ich vor meinem Haus,

der Regen rinnt in Bächen.

Ich ziehe meinen Schlüssel raus –

und plötzlich muss ich brechen.

 

Ich zog mir wohl ´nen Virus zu,

das ist mir nicht geheuer,

jetzt brauche ich erst einmal Ruh,

doch – was ich seh, wird teuer.

 

Zehn Rechnungen, ein Mahnbescheid,

im Bad das Wasser rauscht.

Es läuft nun schon die ganze Zeit –

Die Koffer sind vertauscht!

 

Am Herd steh´n ausgebrannt zwei Töpfe,

der Qualm hat sich noch nicht verteilt.

Die Blumen hängen ihre Köpfe,

hab sie zu gießen auch verpeilt.

 

Ich geh zum Telefon und wähle,

dass man mir meine Koffer bringt.

Doch sooft ich die Tasten zähle,

kein Rufton aus dem Hörer klingt.

 

Oh Gott, was hab ich nur verbrochen,

das macht doch alles keinen Sinn –

und irgendwas steckt in den Knochen.

Fehlt nur, dass ich jetzt schwanger bin.

 


Ich bin unersetzlich

 

Ich bin gewiss kein Trauerkloß,

doch eines macht mich mürbe;

dann denke ich, was wäre bloß,

wenn ich ganz plötzlich stürbe?

 

Ich fehlte dann bei vielen Dingen,

im Chore gäb´ es großen Frust.

Sie müssten ohne mich nun singen,

das schmälert ihre Sangeslust.

 

Genauso wär’s im Turnverein,

mein Fehlen wäre da perfide.

Man braucht mich, wie kann´s anders sein,

als Untermann der Pyramide.

 

Und auch mein Chef wird mich vermissen,

die ganze Arbeit bliebe liegen.

Er wäre ganz schön aufgeschmissen,

für mich wird er Ersatz nie kriegen!

 

Mein Mann, der kennt sich zwar gut aus

in vielen Haushaltssachen,

doch ein paar Dinge hier im Haus,

kann er ja doch nicht machen.

 

Er wischt gern Staub und baut mein Rad,

wäscht das Geschirr im Becken,

ist kleinlich wie ein Bürokrat

und putzt in allen Ecken.

 

Die Waschmaschine, ein Gerät

mit vielen kleinen Knöpfen

ist etwas, das er nicht versteht.

Er wäscht bestimmt in Töpfen.

 

Platzt ihm am Hemd mal eine Naht,

dann kann er sie nicht nähen.

Er tackert sie mit einem Draht,

so muss es eben gehen.

 

Und kommt gar eine Email an

in unserm Heimcomputer,

da geht mein Mann schon gar nicht dran,

kennt sich nicht aus, mein Guter.

 

Ich hab es ihm schon oft gezeigt,

wollt alles ihm erklären,

doch jedesmal hat er gestreikt,

tat sich dagegen wehren.

 

Ich weiß, es wäre gar nicht fein,

wenn ich plötzlich verschwände.

Er würde ziemlich hilflos sein,

hat ja zwei linke Hände.

 

Aus all diesen genannten Gründen,

da komme ich zum guten Schluss,

dass ich damit mich ab muss finden

und ewig wohl noch leben muss!

 

Frauentasche

 

Ich verfluch in Sack und Asche

öfters meine Riesentasche.

In die passt zwar viel hinein,

doch was zu finden, ist gemein.

 

Oft stehe ich dann vor dem Haus

und pack die ganze Tasche aus,

eh ich den Schlüssel hab gefunden,

denn der liegt auf dem Boden unten.

 

Und vor mir liegt dann auf der Treppe,

das ganze Zeug, das ich stets schleppe,

ob ich es brauche oder nicht.

Die Tasche hat ein Blei-Gewicht.

 

Doch ändern werde ich das nie,

ich brauch ja alles, irgendwie,

und irgendwann und irgendwo

such ich mich tot, ´s ist eben so.

 

 

Ich Esel

 

Heute bin ich wieder mal

ziemlich deppert, wie fatal.

Könnt´ mich einen Esel nennen,

ließ doch glatt das Fleisch anbrennen.

 

Denn ich hörte einen Ton:

Klingelterror Telefon.

Hab beim Quatschen dann das Essen

irgendwie total vergessen.

 

Ich war ins Gespräch vertieft,

plötzlich roch ich, dass es mieft.

Ganz schnell noch ein „Tschüss dann“ hauch,

da empfängt mich schon der Rauch.

 

Fleisch hat eine schwarze Kruste,

Augen Tränen und ich huste.

Holzkohle ist ungesund –

Einer freut sich, unser Hund!

 

 

 

Mein Ärger mit den Kochrezepten

 

Auch wenn ich mich jetzt blamiere,

denk ich fast, ich bin beschränkt.

Wenn das Kochbuch ich studiere,

frag, was man sich dabei denkt.

 

Ich hab eine kleine Küche,

koche nur für zwei Personen,

hab auch gern die Wohlgerüche,

doch der Einkauf muss sich lohnen.

 

Von der Zutat eine Prise

und ein Löffel Marinade,

fünfzig Gramm von dem Gemüse,

zwanzig Gramm von der Panade.

 

Das Gewürz ist ziemlich selten,

muss es im Reformhaus holen,

denn es stammt aus fernen Welten,

glaub fast, man will mich verkohlen.

 

Hundert Gramm von dem Gewürze

und das kostet richtig Geld.

Auch wenn ich die Mittel kürze,

weiß doch nicht, wie lang es hält.

 

Es verschwindet in der Tasche

knapp ein Kilopack Gemüse,

ein Karton, die Literflasche,

Reste füllen die Kombüse.

 

Was mach ich mit all den Resten,

die ich nicht gebrauchen kann?

Also koche ich am Besten,

was ich selber mir ersann.

 

 

Süchtig

 

Mein Mann schimpft mit mir, jetzt biste

Stunden vor der Flimmerkiste.

Unsre Wohnung ist noch dreckig,

Deine Augen schon ganz eckig.

Schalte aus jetzt den Computer,

sonst war ich einmal Dein Guter.

 

Doch ich hocke steif davor,

glotze in den Monitor.

Das ist wirklich int´ressant,

was ich dort zu lesen fand.

Unsre Aktien schaukeln munter

an der Börse rauf und runter.

 

Hier steht was vom Klimawandel,

sechs Mann wegen Drogenhandel

hat verurteilt das Gericht,

doch den Boss fand man noch nicht.

Und mein Mann schreit noch und nöcher,

meine Hosen sind voll Löcher,

 

meine Hemden sind zerknittert!

Seine Stimme klingt verbittert.

Wieder Waldbrand in Australien,

Vogelgrippe in Italien,

Zugunglück in Bangladesh,

neuer Song von Johnny Cash.

 

Mein Mann schreit, komm endlich her,

unser Kühlschrank ist ganz leer.

Während ich vorm Bildschirm lunger´,

haben unsre Kinder Hunger.

Langsam wird es ihm zu viel –

ich bin grad beim Videospiel.

 

Dritter Level ist geschafft!

Mein Mann um die Ecke gafft,

er schreit sich die Seele aus,

dann zieht er den Stecker raus

und ich seh noch und erbleiche,

dass den Highscore ich erreiche.

 

Ach ich glaub, er gibt die Schuld

mir an seiner Ungeduld,

doch ich bin mir nicht bewusst,

dass ich Schuld an seinem Frust.

Und er schreit, jetzt ist es aus,

Deine Koffer stehn vorm Haus.

 

Unsre Ehe ist passee,

los verschwinde, samt PC!

Liebling, frage ich ganz sacht,

hab ich etwas falsch gemacht?

Diese Frage steht im Raum,

ich steh draußen, aus der Traum.

 

Hexenschuss

 

„Wenn ´s hinten zwickt und vorne beißt,

nimm Klosterfrau Melissengeist.“

Den Slogan hört´ ich im TV,

ich bück beim Putzen mich, schrei „Au“!,

 

denn es beherrscht schier meinen Sterz,

ein grimmig-ziehend-eklig Schmerz.

Er zieht vom Rücken bis ins Bein,

das kann doch nur der Ischias sein.

 

Wie komm´ ich hoch, wie steh ich grade?

Oh, meine Stirn klebt an der Wade.

Ich ahne schon, ich bleibe krumm,

schrei laut um Hilfe und fall um.

 

Mein Mann hebt mich auf einen Sitz

und macht noch einen blöden Witz,

von wegen: musstest du dich bücken –

willst dich wohl vor der Arbeit drücken?

 

Ich hauch: treib ´s bloß nicht auf die Spitze,

ruf an beim Arzt, ich brauch ´ne Spritze!

Gesagt, getan, nach sieben Stunden

ist meine Hexe dann verschwunden.

 

Das war vielleicht ein blöder Scherz,

den mir gespielt hat heut mein Sterz.

In Zukunft lass ich Vorsicht walten,

tja, ich gehör wohl zu den Alten!

Erfahrungsdiagnose

 

Da lieg ich nun, ich armer Tor

und bin nicht schlauer, als zuvor.

Kann mich nicht bücken, mich kaum dreh´n,

fühl Schmerz im Sitzen und im Steh´n.

Bewegung nimmt mir schier die Luft,

seh mich schon liegen in der Gruft.

 

Das will mir nicht in meinen Kopf,

ich wurd´ geröntgt, häng auch am Tropf,

bekomme Fango und Massage.

Der Arzt wird bös, wenn ich ihm sage:

So machen Sie doch ein CT,

das zeigt den Grund, woher mein Weh!

 

Doch nein, dazu besteht kein Grund,

er hat auch so einen Befund.

Denn wär´ es schlimm, so wär´ der Schmerz

trotz Tropf zu arg an meinem Sterz.

Das weiß der Arzt ja aus Erfahrung,

für mich ist ´s keine Offenbarung.

 

Es müsst´ auch mit Tabletten geh´n –

Geduld, Geduld, Sie werden seh’n!

Die Hexe hat sie zwar geschossen,

doch wenn paar Tage sind verflossen,

dann werden Sie nach Haus entlassen –

zur Ambulanz.  Ich kann´s kaum fassen.

 

Massagen und dergleichen Sachen

kann ich auch von zu Haus aus machen.

Ich wünsch, sein Wort in Gottes Ohr,

dass es nicht schlimmer, als zuvor,

wenn ich für mich allein dann bin –

denn – aus den Augen, aus dem Sinn.

 

Sport frei

 

Sacht beginn ich am Montage,

Rumpfbeugen in Rückenlage,

Armkreisen und Hampelmann –

sportlich fängt die Woche an.

 

Dienstag treff´ ich mich mit vielen

Freunden stets zum Tennis spielen.

Mittwochs Kletterwand erklimmen,

donnerstags geh ich dann Schwimmen.

 

Freitags Rad fahr´n über Felder,

samstags Jogging durch die Wälder.

Knopf im Ohr , mit Modern Talking,

sonntags dann zum Nordic Walking.

 

So säh´ meine Woche aus,

hätt´ ich Zeit und wär´ zu Haus.

Doch was ist denn schon dabei?

Guter Wille zählt – Sport frei!

 

Depri

 

Vor einem Jahr tat weh mein Steiß,

ich glaub, dass das noch jeder weiß.

Ich schrieb damals so manchen Stuss,

gereimt von meinem Hexenschuss.

 

Vor Jahren hatte ich´s im Knie,

los werde ich die Schmerzen nie.

Ich hinke, wenn das Wetter nass,

wenn´s kalt, macht´s Gehen keinen Spaß.

 

Und meine Finger, meine Zehen,

die müsst Ihr mal bei Wärme sehen.

Sie schwellen an und tun mir weh,

mir wird ganz Angst, wenn ich das seh.

 

In meiner Jugend trieb ich Sport,

ich wanderte von Ort zu Ort.

Ich ging viel tanzen und fuhr Rad.

Nun kann ich´s nicht mehr, das ist schad.

 

Jetzt bin ich auch nicht mehr sehr schlank,

nur schwimmen geht noch, Gott sei Dank.

Mich reizen würz´ge Speisedüfte,

doch essen schadet meiner Hüfte.

 

Steck ich was Leck´res in den Mund,

dann wird nicht nur die Taille rund,

sogar verschiedene Getränke

sind nicht sehr gut für die Gelenke.

 

Wie kann ich ölen die Scharniere?

Sagt, wie ich an Gewicht verliere.

Die Luft zum Atmen wird schon knapp,

ich frag mich nur, wie nehm ich ab,

 

wenn ich mich kaum bewegen kann?

Mit wenig essen fang ich an,

doch werd´ nervös ich, zänkisch, matt,

mein Magen knurrt, wenn er nicht satt.

 

Ich kann nicht denken, kann nicht dichten,

muss ich auf´s Essen oft verzichten.

Ich hab es ganz schön schwer auf Erden,

da darf ich wohl mal depri werden!

 

Es kommt immer anders

 

Des Einen Leid, des Andern Freud,

so ist es oft im Leben.

Ich habe vieles schon bereut,

so manche Chance vergeben.

 

Studiere Kind, sagt Vater oft -

das waren wohl Rosinen!

Er hat sich viel von mir erhofft,

ich wollte Geld verdienen.

 

Ein guter Job war mir mehr wert,

da hatte ich Visionen,

ich hoffte, ich mach nichts verkehrt,

 verdiene bald Millionen.

 

Ein reicher Mann, ein Haus, ein Boot,

ein Pferd, ein teurer Wagen -

Ich leide heut zwar keine Not,

doch muss ich leider sagen,

 

ich hab von alldem nichts erreicht,

bin einer unter vielen,

ein Leben, das Millionen gleicht,

nun frei von hohen Zielen.

Burn out

 

Ich hab es einfach nicht getraut

mir selber zu gestehen,

ich leide langsam an Burn out,

kann kaum noch gradaus gehen.

 

Ich möchte liegen, möchte ruhn

und will an gar nichts denken.

Ich möchte überhaupt nichts tun,

wer kann mir Ruhe schenken?

 

Doch schaffe ich den ganzen Tag,

hab keine Zeit zum Liegen.

Den Schweinehund, den ich nicht mag,

wie kann ich ihn besiegen?

Gesundheitswahn

 

Gesundheit steht im Vordergrund,

das ist meine Devise.

Das Fastfood ist nicht grad gesund,

drum esse ich Gemüse.

 

Die Vorsorge nehm ich genau,

ich lass mich untersuchen,

bin eine vorsichtige Frau,

verschmähe Wein und Kuchen.

 

Ich leb genau wie ein Asket

und fühle ich Beschwerden,

frag gleich den Arzt ich, wie mir´s geht,

so kann geholfen werden.

 

Den Kernspin, Röntgen und CT

verpass ich gleichfalls nie.

Und tut mir sonst noch etwas weh,

hilft Homöopatie.

 

Obgleich Gesundheitsfan ich bin,

wird mir doch langsam bang.

Ich glaub, die ganze Medizin

macht mich erst richtig krank.

 

Mich schwindelt und der Blutdruck steigt,

die Knochen tun mir weh.

Dass mir der Arzt etwas verschweigt,

befürcht ich – Live passé.